Diese drei Tage haben Grenzen überwunden und eine Verbindung zwischen fernöstlicher und abendländischer Kultur hergestellt. «Unsere» Musik hat längst Verständnis bei Publikum und Interpreten aus dem fernen Osten gefunden. Umgekehrt öffnete das Ensemble von Yang Jing in der Stadtkirche den Zugang zu völlig neuen Klangwelten.
Kurt Buchmüller
Vor dem Konzert zog Stadträtin Annegret Dubach eine Bilanz dieser Kulturtage. Sie bedankte sich namens des Stadtrates für das Gebotene und Erlebte. Zofingen sei stolz auf den Besuch des Ehrengastes China, alle hätten das grosse Land und seine Menschen besser kennenlernen, mehr darüber erfahren wollen. Vor rund 2000 Jahren sei in China das Papier erfunden worden. Dieses Rezept sollte eigentlich am Kaiserhof als Geheimnis gehütet werden, aber das Potenzial dieser Erfindung habe sich nicht verbergen lassen. Die damit ausgelöste Kulturrevolution durch das Verbreiten von Wissen verdankten wir dem Reich der Mitte. Heute könnten wir uns den Alltag ohne Papier nicht mehr vorstellen, möchten nicht auf die Gedanken und Geschichten in Büchern verzichten.
Aufnehmen und Eingehen
Charakterstücke in Eigenkomposition
Chinesische Musik handelt nicht ein Thema ab wie die klassische westliche und kommt praktisch ohne Melodie aus. Harmonie kennt sie freilich schon, aber eine andere als die uns gewohnte. Je mehr man in die aufgeführten Kompositionen von Yang Jing hineinhorchte, desto mehr wurde nachvollziehbar, was sich darin abwickelt. Eine wichtige Rolle spielt neben der Pipa die Percussionsgruppe. Sie betont den Rhythmus und holt immer wieder neue, bislang nie gehörte Klangmuster und Akzente hervor. Das Ensemble breitet einen an- und abschwellenden Klangteppich in verschiedenen Stimmungslagen aus, heftig, aufgewühlt, eruptiv, abwechselnd mit sanften, fast sphärischen Schwingungen. Eingebettet darin sind Soloeinlagen von Violine, Cello, Flöte und Harfe, alle von höchster Virtuosität. Das alles wickelt sich mit solcher Selbstverständlichkeit ab, dass sich das Publikum kaum bewusst wird, welche Präzision und Disziplin hier wirksam wird. Das Schlussstück «Little Beijing Tune» («Kleine Peking-Stimmung») machte dann dem Publikum ultimativ deutlich, dass darin das charakteristische Gewühl eines Grossstadt-Molochs abgebildet ist: Anfänglich malen Trommel, Flöte und Harfe den Beginn der Betriebsamkeit, dann breitet sich ein zusammenhängendes Rhythmusmuster aus, das in ein Inferno aus wild verwirbelten, dröhnenden und kreischenden Sequenzen mündet. Das fremdartige, aber sehr imponierende Kulturgut wurde von den Zuhörern dann mit langem Beifall verdankt.